Wenn MS den Alltag verändert: Erste Schritte zur Unterstützung zuhause

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Typische Symptome im Alltag
Die Krankheit ist sehr individuell, jedoch haben viele Betroffene ähnliche Herausforderungen. Man kennt MS auch als die Krankheit mit den 1'000 Gesichtern. Mögliche Symptome können folgende sein:
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Koordinationsprobleme - Gleichgewicht, unsicherer Gang, Schwierigkeiten beim Greifen
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Müdigkeit (Fatigue) - körperliche und/oder geistige Erschöpfbarkeit
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Blasen- und Darmprobleme - Kontrollverlust beim Wasserlassen und Stuhlgang, Teil- oder komplette Inkontinenz
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Sehstörungen - verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder Einschränkungen des Sehvermögens
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Emotionale Veränderungen - Depressionen, Stimmungsschwankungen, selten auch Angstzustände
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sensorische Störungen - Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen
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Muskelschwäche - teilweise oder komplette Lähmung bestimmter Muskeln
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Schmerzen - einschiessend oder anhaltend, an bestimmten Körperstellen
Unterstützung im Alltag mit MS - Zeitpunkt und Möglichkeiten
Es gibt im Leben mit MS viele Momente, in denen Unterstützung den Alltag spürbar erleichtern kann. Oft sind es ganz alltägliche Situationen, die plötzlich zur Herausforderung werden.
So kann zum Beispiel das Treppensteigen zur Gefahr werden, wenn die Beine nachlassen oder die Koordination nicht mehr zuverlässig ist. Auch das Duschen oder die Körperpflege kann schwierig sein, wenn Gleichgewicht und Beweglichkeit eingeschränkt sind. Selbst beim Kochen kommt es häufig vor, dass die Erschöpfung zu gross wird, bevor das Essen fertig ist. Und nicht zuletzt können Ängste beim Alleinsein belasten – die Sorge, dass etwas passiert, ohne dass jemand helfen kann.
Unterstützung bedeutet hier nicht nur praktische Hilfe, sondern auch Sicherheit und Entlastung – für mehr Ruhe und Lebensqualität im Alltag.
Dabei muss es nicht immer sofort um klassische Pflege gehen – es gibt verschiedene Formen der Unterstützung, die individuell kombiniert werden können. Oft übernehmen Angehörige wie Partner:in, Familie oder enge Freunde alltägliche Aufgaben. Manchmal reicht auch schon eine Nachbarschaftshilfe, etwa durch einen kurzen Besuch oder eine kleine Handreichung. Wer auf professionelle Unterstützung angewiesen ist, kann die öffentliche Spitex in Anspruch nehmen, die mit ärztlicher Verordnung vor allem pflegerische Leistungen abdeckt. Ergänzend dazu gibt es die Private Spitex, die flexibler und individueller arbeitet – und auch ohne Rezept oder IV-Stufe verfügbar ist. Zusätzlich stehen Entlastungsangebote für Angehörige zur Verfügung, die stundenweise Betreuung ermöglichen und so auch der Familie dringend nötige Pausen verschaffen.
Öffentliche Spitex |
Private Spitex |
Nur mit ärztlicher Verordnung |
Auch ohne Rezept möglich |
Eingeschränkte Zeitfenster |
Flexibler, individuell |
Fokus auf Pflegeleistungen |
Kombination aus Pflege und Alltagshilfe |
Hilfe auch ohne Pflegegrad
Viele Menschen glauben, dass man zuerst einen offiziellen Pflegegrad benötigt, um Unterstützung zu erhalten. Das stimmt jedoch nicht. Hilfe im Alltag kann ganz sanft und schrittweise beginnen. Oft reicht es schon, wenn Angehörige kleine Aufgaben übernehmen oder ein Beratungsgespräch dabei hilft, den tatsächlichen Bedarf einzuschätzen. Unterstützung muss nicht sofort umfassend sein, sondern lässt sich schrittweise aufbauen – zum Beispiel mit nur wenigen Stunden pro Woche. Dieses Prinzip der „sanften Entlastung“ bedeutet: nicht alles auf einmal zu verändern, sondern genau so viel Hilfe anzunehmen, wie gerade nötig ist. Auf diese Weise sinkt die Schwelle, überhaupt Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Überforderung bei der Pflege vermeiden – gemeinsam statt allein
Viele Angehörige möchten Menschen mit Multipler Sklerose bestmöglich begleiten. Der Anspruch, „alles allein bewältigen zu müssen“, führt jedoch häufig dazu, dass sie an ihre eigenen Grenzen stossen. Typische Warnzeichen wie Gereiztheit, Erschöpfung oder Schuldgefühle zeigen, dass die Belastung zu gross wird.
Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, sich bewusst zu machen: Professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil. Externe Hilfe kann die Beziehung zwischen Betroffenen und Angehörigen stärken, sorgt für Entlastung und ermöglicht es beiden Seiten, neue Kraft zu schöpfen. Angehörige müssen die Herausforderungen nicht allein tragen, sondern dürfen und sollen sich Unterstützung holen.