Angststörung: Wie Angehörige helfen, ohne sich zu überlasten
Mit einer Krankheit zu leben, kann nicht nur für Betroffene selbst, sondern auch für deren Angehörige einen belastenden Alltag bedeuten. Und in diesem Satz liegt bereits die wichtigste Erkenntnis, die alle Beteiligten verstehen müssen, um sich selbst und Menschen in ihrem Umfeld richtig helfen zu können: Eine Angststörung ist eine Erkrankung.
Obwohl sich das Bewusstsein für psychische Erkrankungen in den letzten Jahren verbessert hat, ist das Verständnis dafür, welche Einschränkungen psychische Erkrankungen im Alltag bedeuten, noch immer geringer als bei körperlichen Krankheiten, die «man sehen kann». Dadurch können Angehörige das Gefühl haben, es liege in ihrer Verantwortung zu helfen.
Doch eine Angststörung ist kein vorübergehendes ängstlich, unruhig oder traurig Sein, durch das man Menschen führen kann, indem man einfach für sie da ist. Es ist eine Erkrankung, die behandelt werden muss. Menschen studieren oder lassen sich ausbilden, um in der Lage zu sein, diese Erkrankung zu behandeln. Wir würden von uns selbst nicht erwarten, dass die Heilung eines gebrochenen Beins unseres Partners etwas ist, das wir übernehmen können – und es ist wichtig zu verstehen, dass diese Erwartungshaltung auch bei einer psychischen Erkrankung falsch ist.
In diesem Beitrag geben wir Ihnen daher Tipps, wie Sie als Angehörige Betroffene realistisch unterstützen können, ohne sich selbst zu überlasten. Diese Tipps werden keine gebrochenen Beine heilen, aber sie zeigen klar auf, was Sie tun können – und wo Sie Grenzen erkennen müssen, um sich selbst zu schützen.
Listen to blog post
Wie helfe ich bei Angststörungen richtig – ohne auszubrennen?
Schaffen Sie Struktur und Orientierung, ohne den Alltag zu bestimmen. Nicht jede Unterstützung hilft gleichermassen – und manchmal kann zu viel Engagement sogar überfordern. Anwesenheit bedeutet, bewusst Zeit zu schenken, nicht sich aufzuopfern. Ermutigung wirkt stärker als Druck: Motivation, Verständnis und Vertrauen fördern die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen. Und gemeinsame, behutsame Schritte, etwa kleine Ausflüge oder begleitete Wege, können Betroffenen helfen, Ängste abzubauen und Sicherheit zurückzugewinnen.
Folgende Tipps helfen Ihnen Betroffenen realistisch und konkret zu helfen:
1. Lösen Sie sich von falschen Gedankenmustern
Falsch: «Ich muss immer verfügbar sein.»
Richtig: Sie sind ein eigenständiger Mensch mit begrenzten Ressourcen. Um dauerhaft für Betroffene da sein zu können, brauchen Sie Pausen – Zeit, um sich selbst zu spüren und leere Batterien wieder aufzuladen.
Falsch: «Ich darf mich nicht beschweren.»
Richtig: Eigene Bedürfnisse nicht zu äussern, schadet nicht nur Ihnen selbst, sondern kann das Gefühl von Unsicherheit in Ihrer Beziehung verstärken und den Heilungsprozess behindern. Auch sich einfach mal zu beschweren, ist ein legitimes Bedürfnis. Achten Sie jedoch darauf, Ihre Gefühle zu formulieren, statt sich in Vorwürfen zu verlieren. Erklären Sie, wie Sie sich in einer bestimmten Situation fühlen, und suchen Sie gemeinsam nach Möglichkeiten, Ihre Situation zu verbessern – zum Beispiel durch kleine Pausen oder gemeinsame Auszeiten.
Falsch: «Ich bin die einzige Person, die helfen kann.»
Richtig: Betroffene brauchen für ihre Heilung eine Therapie, die von Psychologinnen, Psychologen und Ärztinnen oder Ärzten begleitet wird. Auch im Alltag können Sie sich Unterstützung holen. Eine psychiatrische Spitex wie SpitexCare bietet zahlreiche Hilfsangebote für Menschen mit Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen. Damit kann SpitexCare nicht nur den Heilungsprozess aktiv fördern, sondern auch Angehörige entlasten. Wir beraten Sie hierzu gerne unverbindlich und persönlich.
2. Planen Sie Pausen und eigene Aktivitäten ein
Warten Sie nicht, bis sich Pausen ergeben. Gehen Sie Selbstfürsorge aktiv an – überlassen Sie sie nicht dem Zufall. Legen Sie feste Zeiten fest, die nur Ihnen gehören: eine Stunde Sport pro Woche, eine Tasse Tee am Abend, ein Treffen mit Freunden an einem Tag der Woche – was auch immer Ihnen guttut, planen Sie es bewusst ein.
Das ist kein Egoismus. Ihre Batterien wieder aufzuladen ist eine zwingende Voraussetzung dafür, dass Sie dauerhaft für Ihren Partner, Ihre Freunde oder andere nahestehende Personen da sein können.
3. Achten Sie auf Warnzeichen Ihres Körpers
Dauerhafter Stress kann auch bei Angehörigen Spuren hinterlassen. Depressionen oder ein Burnout sind keine Seltenheit bei Menschen, die sich aufopfern, um anderen zu helfen. In unserem Blogbeitrag zu diesem Thema erklären wir, woran Sie erkennen, ob Sie selbst gefährdet sind, zu erkranken.
Ihre Gesundheit ist wichtig. Sie sind wichtig. Das wissen und verstehen auch Ihre Liebsten.
4. Kommunikation
Gerade in der Ausnahmesituation einer Erkrankung braucht Ihre Beziehung Kommunikation. Sprechen Sie über Ängste und Gefühle. Beziehungen leben vom Dialog in beide Richtungen. Haben Sie keine Angst, Betroffene damit «noch mehr zu belasten». Sich anzuvertrauen und auch selbst einmal Hilfe zu suchen, ist ein grosser Akt der Wertschätzung gegenüber Ihrem Partner oder Ihren Freunden. Sie drücken damit aus: «Ich brauche dich. Du bist mir wichtig.»
Doch Kommunikation bedeutet nicht nur, über Gefühle zu sprechen. Sprechen Sie auch über Alltägliches: Wie können wir den Tag so gestalten, dass er für uns beide leichter wird? Worauf freust du dich heute?
Hast du die neue Frisur der Nachbarin gesehen? Auch vermeintliche Banalitäten schaffen Normalität und Normalität kann in Ausnahmesituationen unglaublich heilsam sein.
5. Akzeptieren Sie die Erkrankung
Wir können es nicht oft genug betonen: Eine Angststörung ist eine Erkrankung. Betroffene brauchen professionelle Behandlung. Bestehen Sie darauf, dass sich Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige behandeln lässt, auch wenn dieser Schritt schwerfällt. Gerade bei Angststörungen kann die Hürde gross sein, doch sie ist unerlässlich.
Finden Sie gemeinsam einen realistischen Einstieg in den professionellen Heilungsprozess. SpitexCare listet hierfür konkrete Hilfsangebote, die Betroffene wie auch Angehörige entlasten. Eine Übersicht dazu finden Sie in diesem Beitrag: Was ist eine Angststörung? Symptome und konkrete Hilfe für Betroffene
Sie unterstützen regelmässig?
In dem Fall kann eine Anstellung als pflegende Angehörige möglich sein
Psychiatrische Spitex bei Angststörung
Die psychiatrische Spitex von SpitexCare begleitet Menschen mit psychischen Belastungen dort, wo sie sich am sichersten fühlen – in ihrem eigenen Zuhause. Fachlich geschulte Pflegefachpersonen mit Zusatzausbildungen in psychiatrischer Pflege unterstützen Betroffene dabei, Krisen zu bewältigen, den Alltag zu strukturieren und Schritt für Schritt wieder Stabilität zu finden. Ziel ist es, den Anschluss an das soziale Umfeld zu erhalten und ein selbstbestimmtes Leben im vertrauten Umfeld zu ermöglichen.